Nachfolgende Informationen und Einschätzungen resultieren aus den vielen Kontakten heraus, die wir ihm Rahmen unser eigenen OPs und im Rahmen der IG-TOS hatten. Wir führen keine Statistiken und sind auch keine Ärzte. An uns herangetragene Informationen haben wir objektiv ausgewertet.
Zunächst ist fest zu halten, dass es relativ viele Patienten gibt, die – in Form einer Erstoperation eines TOS-Patienten – von nicht spezialisierten Chirurgen und ihren Teams eine Operation angeboten bekommen oder operiert werden. Spezielle Kenntnisse und Erfahrungen, bezüglich
• Lagerung,
• Wahl des Zugangs,
• intraoperative Diagnostik bezgl. der engpassauslösenden Strukturen,
• operative Techniken z.B. zur vollständigen Entfernung der 1. Rippe
• spezielles chirurgisches Instrumentarium
• die Einschätzung, ob hier eine zusätzliche Neurolyse des Plexus
Brachialis notwendig ist
fehlen dann. Das Risiko, dass die Operation nicht erfolgreich durchgeführt werden kann oder dass es zu folgenschweren Komplikationen kommt, ist in diesem Falle höher, denn zur Durchführung der komplizierten TOS-OP bedarf es viel Know-How (Erfahrungen, Kenntnisse,
Voraussetzungen).
Von folgenden Komplikationen haben wir durch die Patienten
Kenntnis erlangt:
• Verletzungen oder schweren Vernarbungen des Plexus Brachialis,
• Verletzung der Lymphgefäße,
• Läsion des Nervus Phrenicus sowie
• ein Nachwachsen der 1. Rippe, wegen nicht vollständige Entfernung
derer.
Von den Patienten, die sich einer Operation in Krankenhäusern unterzogen, die jährlich mehr als >50 Patienten operieren, haben wir keine Rückmeldungen über Zwischenfälle, in Form schwerwiegenden, irreparablen Komplikationen (wie oben genannt).
Wie geht es den Patienten, die in erfahrenen Zentren operiert wurden, nach den Operationen? Dies haben wir versucht, für euch zusammenzufassen. Die Informationen beziehen sich dabei immer auf die Operation „Resektion der 1. Rippe mit ggf. Halsrippe mit ggf. Neurolyse“.
Rekonvaleszenz
Die Rekonvaleszenz nach Resektion der 1. Rippe und ggf. Halsrippe verläuft sehr unterschiedlich. Teilweise sind die Patienten nach wenigen Wochen wieder alltagstauglich, teils werden Monate benötigt, bis sich Schmerzen beruhigt haben und Beweglichkeit wiedererlangt ist.
Zu der vaskulären postoperative Situation der Patienten
Durch Beseitigung der Engstelle/der Engstellen werden die mechanischen bedingten Durchblutungsstörungen beseitigt. Mögliche Schäden an Gefäßen die operativ behandelt wurden, verheilen in der Regel folgenlos. Ein Raynaud-Syndrom sowie vasomotorische Störungen bleiben, nach Rückmeldung der Patienten, oft bestehen.
Zu der neurogenen postoperativen Situation der Patienten
Unmittelbar postoperativ zeigen sich vorrübergehend häufig Irritationen der Nervi Ulnaris/Medianus, die i.d.R. binnen weniger Monate abklingen. Die durch das TOS entstandenen Nervenschmerzen im Bereich des Plexus-Brachialis, reduzieren sich postoperativ über einen Zeitraum von bis zu 3 Jahren. Dabei geben die Patienten häufig an, dass der örtliche Druckschmerz, auf dem Plexus-Brachialis, unter dem Schlüsselbein, postoperativ, spontan, nachgelassen hat. Eine Irritation des Plexus bleibt, abhängig davon, wie lange und wie stark der Plexus irritiert wurde, oft bestehen. Sehr wenige Patienten berichten über ein vollständiges Abklingen der Irritation des Plexus-Brachialis. Atrophien der Handmuskeln sind nach längerer Irritation des Plexus brachialis meist irreversibel. Eine Schwäche der Arme bleibt postoperativ in vielen Fällten (teils) bestehen. Auch die Empfindlichkeit gegenüber Kälte und Wind bleibt postoperativ meist bestehen. Insgesamt scheint die Rekonvaleszenz von jüngeren Patienten dabei besser zu sein.
postoperative Komplikationen
Bei einigen Patienten kommt es postoperativ zu starken Vernarbungen oder einer ungewollten Verlagerung des Plexus-brachialis und eine Beschwerdebesserung bleibt aus oder Beschwerden verschlimmern sich.
Diese Patienten sind dann häufig auf starke Schmerzmittel oder im schlimmsten Falle eine „Rückenmarkstimulation“ angewiesen.
Weitere postoperative Folgen die häufig einzukalkulieren sind, sind ein Hornersyndrom, das in den meisten Fällen reversibel ist, sowie eine vorrübergehende Scapula Alata.
Nahezu sämtliche Patienten berichten uns postoperative über Beschwerden wie
• Dysfunktionen im Bereich HWS/BWS
• Schmerzen um und unter dem Schulterblatt
• bleibenden Verspannungen im Schulter-/Nacken-/HWS Bereich sowie
• Überlastungsbeschwerden der Musculi Sternocleidomastoidei, durch
Entfernung der Atemhilfsmuskulatur (erschwertes Atmen),
– in Form von bleibenden Beschwerden – , die dauerhaft behandlungsbedürftig bleiben.
Medikamentöse Einstellung
Von der postoperativen medikamentösen langfristigen Einstellung her, gibt es auch sehr große Unterschiede. Während ein Teil der Patienten zügig ohne Medikation auskommt, bleiben andere weiterhin dauerhaft schmerztherapeutisch behandlungsbedürftig.
Wiedereingliederung im Arbeitsalltag und Aufnahme von gewohnten Freizeitaktivitäten
Eine Wiedereingliederung in den Arbeitsalltag ist in Abhängigkeit der Tätigkeit teils möglich, teils bleiben die Patienten jedoch arbeitsunfähig.
Freizeitaktivitäten in Form von Bewegung/Sport können adaptiert auf die gebliebenen Beschwerden ausgeübt werden.
Fazit zu den TOS-OPs (1. Rippe ggf. Halsrippe)
Da die Operationen nicht ohne Risiko sind und die Verläufe teils sehr individuell sind, müssen Notwendigkeiten zu einer OP sehr gut abgewägt werden. Erst wenn Alltag und Schmerzen nicht mehr zu beherrschen sind, scheint der Schritt zu dieser risikoreichen Operation sinnvoll und gerechtfertigt zu sein. Von einer Operation kann meistens keine 100%ige Heilung der TOS-Beschwerden erwartet werden, aber eine gute Linderung erreicht werden, die sehr wertvoll ist. Die durch die Operationen herbeigeführten körperstatischen Veränderungen, sollten bedacht werden.
Da die Verläufe sehr individuell sind, ist kaum einzuschätzen, was auf einen persönlich mit einer OP zukommen würde, was die Entscheidung zu einer OP sicher nicht leichter macht.
Die OPs bergen Risiken, geben uns aber ebenso gut eine Chance, auf ein unbeschwerteres Leben. Jeder muss für sich persönlich Abwägen, ob der richtige Zeitpunkt für eine OP gekommen ist oder nicht.
